Bild 9: Jesus in Getsemane
Matthäus 26,36-39+42
Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis daß ich dorthin gehe und bete.
Und er nahm zu sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.
Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!
Und er ging ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht, betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.
Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch an mir vorübergehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille.
Ein einsamer Mann -Leere umhüllt ihn und dunkel drohend hängt über ihm der schwere Himmel wie ein erdrückendes Schicksal. Zusammengekrümmt, ganz auf sich gestellt, mit der Verlassenheit in seinem eigenen Herzen ringend, klein vor der Gewalt des kommenden Weges hinein in die Schrecknisse des Todes, der seine Schatten vorauswirft, auf den Boden geworfen, der kein Leben trägt -Verzweiflung, Angst, Leere, das ist sein Atem und Pulsschlag, vom Tode gezeichnet, Christus vor dem Gang des Sterbens.
Christus, das ist nicht der glorreiche Held, der alles aus dem Ärmel schüttelt, der in Gelassenheit seinem Tod entgegensieht. Er atmet wie wir die Ärmlichkeit und Schauder des Todes. Er ist Mensch, Mensch auch angesichts des Todes, ein Mensch in Verzweiflung und Einsamkeit. Er ist Mensch im Kampf um seinen Weg, den Weg in die Niedertracht und Verachtung am Kreuz, den Weg des väterlichen Willens. Er ist Mensch, gekrümmt in Angst, Zagen und Trauern. Ein ergreifendes Bild, ein menschliches Bild und so tröstend.
Christus in Gethsemane, das heiligt Gebete der Verzweiflung, der Einsamkeit an Gott gerichtet. Christus in Gethsemane, das macht Mut zum Ringen mit Gott. Gottes Wille wird nicht heroisch, sondern unter Anfechtung und Zweifel an Gottes Liebe gefunden. Denn Klage und Zweifel haben Raum in Gottes Ohr. Er hört selbst das uns umhüllende Schweigen des Todes. Und so ist selbst die Ausweglosigkeit, im Gebet vor Gott gebracht, ein gangbarer Weg unter dem Schatten der Flügel Gottes, deckend, behütend, tröstend, weil er mitgeht hinein in unser Gethsemane.
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