Bild 4: Die Auferstehung des Lazarus und (links oben) die Heilung des Gichtbrüchigen
Johannes 11,20-26
Als Martha nun hörte, daß Jesus kommt, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen.
Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.
Aber auch jetzt noch weiß ich, daß, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.
Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Martha spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage.
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.
Die dunkle Gruft des Todes öffnet sich vor der lichten Gestalt Jesu. Noch vom Sterbeleinen umhüllt entsteigt Lazarus durch Christus gerufen als Lebender seinem Grab. "Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!" (1 Kor 15,55+57). Von diesem Sieg Christi scheint ein Dritter nichts zu merken; er ist noch gefangen im Netz der Trauer. Ist es Martha, die der lebensschaffenden Kraft Christi nicht ganz traut, oder die zurückgebliebene Maria? Oder sind es vielleicht die, die mit Christus nichts zu tun haben wollen, die sich seiner entledigen wollen wie die Hohenpriester und Schriftgelehrte? Es fällt auf: Der Trauernde ist in den gleichen Farbton gehüllt wie der Versucher zwei Fenster zuvor. Ein Zufall?- Hier sitzt der Stachel des Todes noch, da ist noch unendliche Leere und Gefangensein vom Sterben und Leid, da, wo der Blick nicht frei wird für die strahlende Gestalt des Auferstandenen. Die Stricke des Todes sind hier nicht zerrissen. Sie geben keine Freiheit, weil der Blick von der tiefen und drohenden Grube des Grabes gefangen ist, ein Gefängnis, in dem der Tod noch seine Macht ausübt.
Aber aus diesem Gefängnis will Christus befreien und tut es auch. "Ich bin die Auferstehung und das Leben", im Lichte Christi heißt dann Sterben eben nicht Trennung vom Leben, weil Sterben nicht von Christus, dem Herrn über Lebende und Tote, trennen kann. Im Licht des Auferstandenen liegt unser Tod auch von dessen Leben umfangen.
Vielleicht ist dieser Mann auch jener Lahme, der die Predigt Jesu für die Zuhörer stört und von dem Markus berichtet (Markus 2,1-12)
(hier die Verse 4 und 5):
Und da sie ihn nicht konnten zu ihm bringen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und machten eine Öffnung und ließen das Bett hernieder, darin der Gichtbrüchige lag.
Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
Eine eigenartige Geschichte, da kommt einer Hilfe suchend zu Jesus und der hat für ihn nur ein kurzes Wort übrig. Ist ihm damit geholfen? Freilich Jesus hilft auch hier durch eine Heilung. Aber gerade die Reihenfolge Vergebung-Heilung müßte uns hellhörig machen. Was wird denn wirklich geheilt? Schauen wir daraufhin das Fenster an, so läßt sich vielleicht der Grund erkennen. Die Krankheit ist ja hier gerade nicht abgebildet; sie ist vielmehr durch das Grün gekennzeichnet. Erinnern wir uns: Auch der Versucher war durch dieses Grün charakterisiert worden.
Jesus erkennt unsre wahre Krankheit. Die wahre Krankheit ist ja nicht unser körperliches Leiden, die wahre Krankheit ist unser Leiden an unserm Verhältnis zu Gott. Alles andere Leiden ist nur Symptom für diese Krankheit. Jesus aber kuriert nicht nur die Symptome, wie das eben Kurpfuscher tun, Jesus heilt den ganzen Menschen: "Mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben," Mein Sohn, wenn wir so jemanden anreden, dann ist das meist etwas verächtlich von oben herab gemeint. Bei Jesus ist das anders: Hier nimmt sich einer, Christus, mit diesem Wort vollkommen des Menschen an und bringt dadurch dessen Verhältnis zu Gott ins Reine. Er nimmt den aus der Gottesgemeinde Ausgeschlossenen in seine Gemeinschaft und schenkt so Gemeinschaft mit Gott. Er schenkt sie nicht ausdrücklich den Freunden des Gichtbrüchigen - implizit natürlich schon (er sah ihren Glauben), denn sie haben ja gar nicht unter der zerstörten Gemeinschaft in der Gottesgeleinde zu leiden, sondern Jesus heilt, wo es nötig ist; und dieser Gichtbrüchige hat es bitter nötig, nicht nur die Heilung, sondern auch und vor allem eine bereinigte Gemeinschaft mit Gott in seiner Gemeinde. Hoffentlich haben wir selber auch solche Freunde, und hoffentlich sind wir anderen solche Freunde.
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