Sommerpredigtreihe: Vögel in der Bibel.
Die Raben des Elia. 1. Könige 17,1-6
02.08. Johanneskirche
09.08. Frauenaurach
16.08. MLK und Dechsendorf
Die Gnade….
In der Stille …
Liebe Gemeinde!
Im hellgrünen Buchenwald, da ist ein kleiner Bach. Kommen Sie mit dorthin? Wie angenehm es dort ist am Bach im lichten Schatten! Die Hitze schafft es nicht dorthin, die Luft ist immer frisch. Da rinnt das Wasser über bemooste Steine – ich kann die Hand hinhalten, frisch und kühl ist das Wasser. Ich schöpfe Wasser mit meiner Hand, ich trinke.
Einen Ort der Geborgenheit habe ich gefunden am Bach im Buchenwald.
Unser Predigttext, der hat mich an diesen Ort der Geborgenheit versetzt. Wir begleiten den Propheten Elia an einen Bach. Krit heißt der Bach, der für Elia zur Zuflucht wurde. Denn er hat dem König Ahab ein kritisches Wort gesagt – da tat er gut daran, danach zu verschwinden…
Ich lese aus dem 1. Buch der Könige, dem 17. Kapitel:
171 Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.
2 Da kam das Wort des Herrn zu ihm:
3 Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt.
4 Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen.
5 Er aber ging hin und tat nach dem Wort des Herrn und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt.
6 Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach.
Da sitzt er nun, Elia, am Bach Krit. Geborgen im Grünen, geschützt. Die Luft ist frisch – das kommt vom Bach. Und das gute Wasser kann er trinken. Ja, mehr noch: Er wird versorgt. Raben kommen. Sie bringen ihm Brot und Fleisch. Am Morgen und am Abend kommen sie mit Brocken in den Schnäbeln. Bei ihm lassen sie die Brocken fallen, Elia wird versorgt, solide versorgt, es gibt nicht nur Brot zum Überleben, es gibt auch Fleisch zur Freude und zur guten Ernährung.
Die Raben versorgen den Elia – sie sind unreine Vögel. Sie dürfen nicht gegessen werden, so steht es in den Geboten. Der Rabe ist unabhängig, so haben wir es letzte Woche gehört, von Noah freigelassen, flog er umher, er bot dem Noah keine Möglichkeit, zu deuten, ob es schon möglich sei, auszusteigen aus der Arche. Wenn aber Gott den Raben gebietet, seinen Elia zu versorgen, dann machen das die Raben. Und Elia macht sich keine Gedanken darüber, dass ihn unreine Tiere versorgen, nein, er nimmt Brot und Fleisch dankbar an.
Mit dieser Szene beginnt die Erzählung der Geschichten von Elia. Schon kurz vorher wird seine Zeit beschrieben. Da ist der König Ahab, dem der Gott Israels reichlich egal war. Neue Götter waren einfach zeitgemäßer. Was sollte dieser alte Nomadengott noch für eine Bedeutung haben in einem sesshaften Volk? Da waren doch die Götter der Fruchtbarkeit viel wichtiger! Was brauchte man einen Gott, der mitgeht – es war doch viel wichtiger, dass die Ernte klappt und die Wirtschaft läuft!
Da grätscht Elia hinein. „Du wirst schon merken, wohin du kommst, mit deinen Wirtschafts- und Fruchtbarkeitsgottheiten. Dürre wird kommen, pass nur auf.“ Überbringer schlechter Nachrichten sind nie willkommen, heutzutage werden sie angenörgelt und beschimpft, damals war das lebensgefährlich, Gottes Hinweis „Geh weg von hier“ also war lebensrettend für Elia.
Und Elia hält sich an Gottes Wort, geht zum Bach Krit und wird dort versorgt von den Raben, die ihm Brot bringen und Fleisch. Am Morgen UND am Abend.
Eine Geschichte, die unser Gottvertrauen stärken soll. Das tut schon das Bild von Elia am Bach, vielleicht kennen Sie ein Gemälde dazu oder ein Bild aus Ihrer Kinderbibel. Vom Elia, wie dann die Raben kommen mit den Brocken im Schnabel. Brot UND Fleisch.
Dieses Vertrauensbild will uns erinnern an Erfahrungen, die wir gemacht haben. Wo wir in Sicherheit waren, wo wir versorgt wurden. Gut versorgt.
Ich habe mich also auf die Suche gemacht nach den Brocken der Raben. Und bin fündig geworden.
Ein Zitat aus unserer Gemeinde. Von einer Person, die schon wirklich hochbetagt ist. Sie hat die Erlaubnis gegeben, sie darf zitiert werden: „So alt bin ich geworden und habe immer eine Hilfe erhalten, wenn ich eine brauchte. Da werde ich auch wieder eine Hilfe erhalten.“
Eine Hilfe, wenn es nötig war – die Raben haben Brocken gebracht zum Bach.
Ein Kollege ruft an. Er hat eine Musiktruppe für einen Freiluftgottesdienst im Seniorenheim. Und er selbst würde den Gottesdienst übernehmen. Da kriegen wir einfach so einen wunderschönen Gottesdienst gebracht…
Die Raben bringen Brocken. Brot und Fleisch. Wir kriegen einfach so Wort und Musik…
Als keine Gottesdienste hier erlaubt waren, haben wir die Kirche geöffnet tagsüber. Und ganz schnell und geräuschlos haben sich Menschen gekümmert: Eine Alarmanlage wurde eingebaut und finanziert. Eine treue Besucherin kümmert sich um Ordnung und Blumenschmuck. Wir werden versorgt.
So wächst unser Vertrauen aus der Erfahrung. Deshalb ist es so wichtig, die guten Erfahrungen auch zu teilen…
Für Johannes: Und Sie merken, manchmal sind wir auch Raben, die andere versorgen. In der Evangeliumslesung heute wurden wir als Licht der Welt angesprochen und als Salz der Erde – wenn wir das Leuchten Jesu Christi und die würzige Nähe Gottes weitergeben. Im Bild der Eliageschichte gesagt: Manchmal sind wir auch Raben, die einen Menschen versorgen, der es braucht.
Woher haben die Raben wohl die Brocken gehabt? Rabenvögel gelten ja als diebisch… Also, es muss da irgendwo ein gut gedeckter Tisch gewesen sein, von dem die Raben Brotbrocken und Fleischstücke holen konnten…
Wir haben in unserem Staat ein System entwickelt, das Menschen versorgt, die es brauchen. Und das funktioniert nicht schlecht. Auch wenn immer wieder neu drüber nachgedacht werden muss, keine Frage. Unser System geht so, dass die, die Geld haben, Steuern bezahlen, damit die, die Hilfe brauchen, die auch erhalten. Und zwar systematisch, nicht zufällig. Ja, es ist sinnvoll, wenn sich Gesellschaften und Staaten gut überlegen, wie Menschen systematisch unterstützt werden können, damit es gerecht zugeht und alle, die Hilfe brauchen, die auch erhalten. Sehr gerührt hat mich in diesem Zusammenhang ein Brief an die Regierungen dieser Welt, den 86 Millionäre und Milliardäre unterzeichnet haben. Sie fordern doch tatsächlich höhere Steuern – für sich selbst. Sie schreiben: Die durch die Pandemie verursachten Probleme "lassen sich nicht durch Wohltätigkeit lösen, egal wie generös sie auch sein mag". Der Brief hebt den Beitrag von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in systemrelevanten Berufen hervor, die die Gesellschaft am Laufen halten, warnt vor den Folgen der Covid-19-Pandemie und fordert langfristig wirksame Lösungen gegen soziale Ungleichheit. Erforderlich zur Finanzierung des Wiederaufbaus seien "dauerhaft höhere Steuern für die reichsten Menschen auf diesem Planeten, für Menschen wie uns". So sei es "möglich, unsere Gesundheitssysteme, Schulen und soziale Sicherheit adäquat zu finanzieren". Gegen Ende des Briefes heißt es gleich dreimal: „tax uns!“ Also: „besteuert uns. besteuert uns. besteuert uns.“
Da bestehen Menschen darauf, von ihrem gut gedeckten Tisch abzugeben! Wie passend, dass das Steuerprogramm des Finanzamtes in Deutschland nach dem bekanntesten Rabenvogel heißt, nämlich: ELSTER.
Ewig blieb Elia nicht am Bach Krit. Er musste auch weiter, machte noch ganz andere Vertrauenserfahrungen. Umwerfende Gotteserfahrungen machte er. Und langte selbst auch kräftig daneben. Und kannte auch die Verzweiflung – und erhielt Tost.
Für heute aber reicht es, mit Elia am Bach Krit zu sein. Sich zu besinnen auf die Raben, die Brot bringen und Fleisch. Sich zu besinnen auf alles Gute, das ich empfangen habe. Immer wieder in Gedanken hingehen zu können in den grünen, frischen Ort, zum Wasser.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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