Predigt vom 30. August 2020

Gottesdienst am 12. Sonntag nach Trinitatis, 30.08.2020 Johanneskirche Erlangen

1. Kor. 3, 9-17

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.

„Herr, segne Reden und Hören.“

Liebe Gemeinde!

Wo stehe ich fest? Es ist ja so wichtig, fest zu stehen! Gut, festen Grund zu haben unter den Füßen. Gut, zu spüren: Da stehe ich fest, da habe ich Halt. Das hilft – hier und jetzt zum Beispiel gegen das Lampenfieber, gegen die Angst, zu ver-sagen im wörtlichen Sinne. Ich stelle mich fest hin und habe guten Grund.

Auf den guten Grund kommt es an, auch im übertragenen Sinne: Wir haben Jesus Christus als festen Grund. Ich glaube, bei fast jeder Predigt zeige ich mal hin zum Kreuz. Es erinnert an Tod und Auferstehung Jesu Christi. Für uns. Das Kreuz erinnert an einen, der sanft war – obwohl er auch energisch konnte – aber viel, viel häufiger sanft war. An einen, der selbst sagte: Wer sich an seine Rede hält, der hat auf festen Grund gebaut.

Wir haben Jesus Christus als festen Grund – oft genug ist dieser Grund verraten worden im Lauf der Kirchengeschichte in Hochmut und Selbstherrlichkeit. Die Beispiele sind schier endlos und können einen zum Haareraufen bringen. Grad deshalb kommt es darauf an, diesen guten Grund nicht preiszugeben, sich immer wieder dessen zu vergewissern.

Paulus schreibt darüber im 1. Korintherbrief, wir hören heute einen kleinen Ausschnitt: Kapitel 3, Verse 9 bis 17.

Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

10 Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.

11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.

14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.

15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

17 Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.

Die neue Ordnung der Predigttexte bringt mehr Abwechslung: Letzte Woche gab es eine anschauliche Geschichte. Heute gibt es einen theologischen Gedankengang. Und der ist auch noch aus einem großen Zusammenhang herausgenommen. Da muss ich ihn zuerst einordnen:

Paulus schreibt an eine junge Gemeinde. Die schon nach wenigen Jahren verstritten ist. Also, der Zank unter Christenleute hat durchaus Tradition. Da müssen wir uns nicht verstecken... Parteien gab es. Sogar eine Paulus-Partei und eine Christus-Partei. Aber davon lässt Paulus sich nicht blenden: Es geht ihm nicht um ihn selbst als Person. Und es geht auch nicht darum, sich formal als „die Christen“ zu bezeichnen. Es geht darum anzuerkennen, dass ALLE zu diesem einen Grund gehören. Zu Jesus Christus. Und als solche dann gehören ALLE zusammen. In immer wieder neuen Anläufen wird dieses Thema der Zusammengehörigkeit im 1. Korintherbrief durchdacht. Aus der Kirchengeschichte wissen wir, dass die Argumentation des Paulus bei den Leuten ankam. Korinth ist eine der großen, soliden Gemeinden im römischen Reich geworden. (Bei den Galatern hatte er weniger Erfolg mit seinem Brief. Da finden sich bald keine Spuren mehr...)

Dieses Thema der Zusammengehörigkeit ist auch ein Thema hier in der Johannesgemeinde. Und ich hoffe einfach, dass wir uns auch immer wieder finden. Auch als sehr unterschiedliche Bauwerke, die wir sind – aber doch alle auf demselben Grund: Jesus Christus. Es gibt keinen anderen Grund. Es kann halt sehr unterschiedlich drauf gebaut werden – und was was taugt – das WIRD sich zeigen, das können wir hier und heute noch gar nicht bewerten. Und sollten es auch nicht bewerten. Paulus schreibt so gelassen: „Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen.“

„Denn mit Feuer wird er sich offenbaren..“ – hier haben wir die Bibelstelle, auf die sich die Lehre vom Fegefeuer berufen hatte. (Es gibt noch eine Stelle im 2. Makkabäerbuch – da geht es aber darum, dass für Verstorbene ein Sühnopfer geleistet wird.) Eine wirkmächtige Vorstellung, die wir auch in vielen Bildern vor Augen haben: Ein Reinigungs- und Läuterungsgeschehen für noch unvollkommene Seelen. In der Praxis des Ablasshandels mit absonderlichen Auswüchsen, wir kennen alle den Spruch „sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ Luther hat dem energisch widersprochen, in der evangelischen Kirche wie auch in den orthodoxen Kirchen wird die Lehre vom Fegefeuer abgelehnt. Einigen könnte man sich heutzutage, wenn auf Christus als unseren Grund geschaut wird: Von Jesus Christus her kommt unsere Erlösung – nicht von Geldzahlungen oder anderem Handeln der Angehörigen. Von Jesus Christus her kommt unsere Erlösung – und von ihm her kann es auch gedacht werden, dass Christus wegnimmt, was nicht zu ihm passt. Falsches, Fehler, Dinge, die wir bereuen und nicht eine Ewigkeit mit uns herumschleppen sollen: sie werden verbrannt, damit wir ganz und gut und heil zu Gottes Welt passen.

Wer legt eigentlich den Grund? Wer baut auf? Wer unter uns heutzutage wandelt in Paulus´ Spuren, wer in denen anderer Missionare? Hier kommen wir in unseren Zeiten der urchristlichen Situation wieder näher als es etwa vor 150 Jahren war, wo fast alle Menschen in Deutschland ganz selbstverständlich entweder evangelisch oder katholisch waren. Mittlerweile muss wirklich auch immer wieder einmal komplett der Grund gelegt werden, wir können nicht mehr davon ausgehen, dass irgendwie schon alle die Essential des Christentums kennen. Letztlich sind wir da alle gefordert – so wie wir es halt können an unserem Platz.

Christliche Influencer auf Instagramm, Snapchat und YouTube könnte es noch viele mehr geben. Immer wichtig sind und blieben Großeltern, die nicht nur für, sondern auch mit ihren Enkelkindern beten. Erzieherinnen im Kindergarten, die den Kleinen die biblischen Geschichten nahebringen. Lehrer, die mit ihren Schutzbefohlenen über den Glauben nachdenken. Pfarrerinnen, die verständlich und hilfreich sprechen können. Arbeitskollegen oder Nachbarinnen, die sich trauen, von Gott zu erzählen.

Wir stehen auf festem, guten Grund. So sind wir sicher, brauchen keine Angst haben, können loslegen. Können selbst weitergeben, was uns wichtig ist. Können so Grund legen oder aufbauen, je nachdem.

In Effeltrich habe ich diese Woche einen Grabstein gesehen, der das gut verdeutlicht, nochmal in einem anderen Bild: Da ist Christus drauf zu sehen und drei Kinder. Christus selbst wendet sich dem einen Kind zu mit segnender Geste. Dieses Kind dreht sich zum nächsten und zeichnet dem ein Kreuzchen auf die Stirn. Das dritte wartet noch. So geht alles Grundlegen und Aufbauen am Ende: Im Weitergeben des Segens, den wir von Jesus Christus selbst empfangen haben.

Und so gilt dann, was Paulus am Ende des dritten Kapitels schreibt:

Darum rühme sich niemand eines Menschen; denn alles ist euer: 22 Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer, 23 ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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