Predigt vom 22. November 2020

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Der Predigttext steht in der Offenbarung des Johannes im 21. Kapitel:

21.1Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss! 6Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7Wer überwindet, der wird dies ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Kind sein.

Liebe Gemeinde!

Der Seher Johannes nimmt uns heute mit. In einen großen Raum voller Licht und Schönheit. Es glänzt und leuchtet und funkelt. Unglaubliches dürfen wir schauen: Einen neuen Himmel und eine neue Erde. Blankgeputzt ist der Himmel, mit strahlender Sonne, hellem Mond, funkelnden Sternen. Nein, Weltraumschrott gibt es keinen in diesem Himmel. Und kein Ozonloch. Und auf der Erde bewundern wir Tiere aller Art – friedlich sind sie miteinander und mit uns und wir mit ihnen. Der Regenwald grünt und blüht, wir erfreuen uns an blau blitzenden Gletschern, wir atmen reine Luft. Das Meer des Bösen und der Tränen – das gibt es nicht mehr. Alles Böse ist weg. Ja, der Tod selbst ist weg. Das Meer hat die zurückgegeben, die es verschlungen hat. Sie stehen mit im lichten Raum, um einen großen Thron herum. All die Verfolgten, Geschändeten, Gemordeten – sie stehen um den Thron und sie sehen, was wir sehen: Eine goldene Stadt, das himmlische Jerusalem. Es kommt zur Erde, in Glanz und Herrlichkeit werden wir wohnen, in der Stadtmauer glänzen Edelsteine, in Rot und Blau und Violett und Grün.

Wir sehen ein unglaubliches Farbenspiel, grundiert in Gold, und wir hören die Stimme vom Thron her. Eine Stimme mit Kraft und Liebe. Eine feste Stimme. Wir können ihr vertrauen. Was sagt sie, diese Stimme vom Thron her?

Siehe da, hören wir, siehe da, Gott wohnt bei den Menschen. Leicht wohnt Gott bei uns, ohne Mauern, eine Zeltwand nah ist Gott mitten unter uns.

Liebe Gemeinde,
Sie merken, ich versuche, einfach mitzugehen mit dem Seher Johannes, ich möchte diesen unglaublich starken Bibeltext nicht mit Erklärungen zerreden. Die letzten beiden Bibelkapitel kann man einfach lesen und sich hineinbegeben in eine wunderbare Welt. In eine Welt, die im Wortsinn voller guter Aussichten ist für uns. So eine gute Aussicht hilft, wenn man grad selbst in einer Welt lebt, die eher bedrohlich düster ausschaut.

Einfach mitgehen mit dem Seher Johannes, so werden sich vielleicht manche fragen, ja hat die denn noch alle Tassen im Schrank? Wer weiß denn, ob es stimmt mit der guten Aussicht? Ist das nicht reine Einbildung? Ist das Nichts nicht wahrscheinlicher als alles andere?

Gerne hätte ich auf diese kritischen Fragen eine Antwort, die alles erklärt, ja eine Antwort, die beweist, wie gut unsere Aussichten sind: Neuer Himmel, neue Erde, das Meer des Bösen und der Tod selbst – einfach weg und eine glänzende Stadt öffnet die Tore für uns. Gerne würde ich hundertprozentig sicher beweisen, dass das gilt für uns. Aber nein, das kann ich nicht. Ich kann nur Mut machen, es halt auszuprobieren. Lebe halt mal mit der Annahme, dass uns Gutes, wunderbar, unfassbar Gutes bevorstehe. Geh halt immer wieder in Gedanken in den Thronsaal, höre auf Gottes Stimme, Probiere es aus, bleibe im Gespräch mit Gott („Gebet“ heißt das offiziell und es ist ganz einfach, halt anfangen), suche das Gespräch mit anderen, die lauschen nach Gott, probiere es aus, lese die Bibel so, als wäre sie nur für dich geschrieben. Lass dich formen von dem, der A und O ist, Anfang und Ende.

Das Ausprobieren kann Nebenwirkungen haben. Innere Bilder von großer Schönheit können ein Lächeln auf Ihre Lippen zaubern, das gar nicht weggehen mag.

Das Ausprobieren kann Nebenwirkungen haben: Wir sehen. Wir lesen und hören „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Und wir sehen: Ein Kind, das bitterlich weint. Wir erkennen unsere eigenen Tränen – um Menschen, die wir kennen und so sehr vermissen – um Menschen, die wir nicht kennen, aber wir wissen von ihnen und nehmen Anteil an ihrem Schicksal. Wir erkennen in den Tränen des Kindes unsere eigenen Tränen um das, was unwiederbringlich vorbei ist. Wir erkennen unseren Schmerz. Es ist zum Heulen. Wir sehen ein Kind, das bitterlich weint. Wir erkennen unsere eigenen Tränen. Aber wir sehen noch mehr: Arme, die sich um das Kind legen, es annehmen, es sicher bergen. Das Ohr des Kindes liegt am Herzen der Mutter, es hört die Töne, die ihm als allererstes zu Ohren kamen, die Töne die ihm von allem Anbeginn anvertraut sind. Das Weinen lässt nach, das Schluchzen auch, sanft streicht ein weises, weiches, lavendelduftendes Taschentuch über die Augen. Die Tränen werden getrocknet. Kein Schmerz, kein Leid und kein Geschrei wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen.

Und ich hörte die Stimme vom Thron her, die sprach: Siehe, ich mache alles neu!

Gute Aussichten – ja, ich gehe gerne mit mit dem Seher Johannes. Ja, ich lasse mir gerne von ihm zeigen, was er sieht und lausche, was er hört. Seine Sicht der Dinge öffnet mir neue Perspektiven. Gute Aussichten eben.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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